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Traditionelle
Freundschaft: das rechtsextreme und
das
rechtsradikale Göttinger Tageblatt
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Traditionelle
Feindschaft: das Göttinger
Tageblatt
und SPD, Linke, Grüne
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Traditionell
chancenlos: Göttinger Alternativ-
medien
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Unkritisch
und voller Qualitätsmängel: die
heutige
Presse
Südniedersachsens
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Traditionell
medienfeindlich:
die Universität
Göttingen
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Städteregister
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Medienregister
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Rezension
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Traditionelle
Freundschaft: das rechtsextreme und das rechtsradikale Göttinger
Tageblatt
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Während der Weimarer
Republik war das Göttinger Tageblatt nicht die einzige, aber
eine der zentralen Zeitungen der Universitätsstadt. Als das Blatt
bald nach dem Kriegsende 1918 in demokratiefeindliches und antisemitisches
Fahrwasser gesteuert war, führte dies zunächst zu einer Halbierung
der Leserzahlen. Das GT blieb jedoch politisch standhaft und behielt
seine rechtsextreme, völkische Gesinnung bei. Seit den frühen
1920er Jahen forderte das Tageblatt von der NSDAP unverhohlen einen
Putsch, um die ungeliebte Demokratie zu beseitigen. Dieses Ziel sollte
das GT 1933 erreicht sehen. Als Adolf Hitler die Macht übernahm,
rühmte sich das Blatt, Göttingen zur Hochburg des Nationalsozialismus
gemacht zu haben.
Den
NS-Staat durchlebte das Tageblatt mit großem wirtschaftlichen
Erfolg. Es profitierte von seinen engen Beziehungen zum Nationalsozialismus,
indem es einen demokratischen Konkurrenten schlucken und weiter wachsen
durfte. Auch Zwangsarbeiter schufteten für den Verlag.
Das GT musste erst
dann seine Zeitungsdruckerei stilllegen, als in Deutschland in Folge der
sich abzeichenden Niederlage tausende Betriebe aus „kriegswirtschaftlichen
Gründen“ geschlossen wurden. Dabei verlor auch der Verlag des GTs
das Recht, eine Zeitung zu verlegen. Er erhielt aber eine großzügige
Kompensation.
Nach
dem verlorenen Krieg wurde das GT wegen seiner NS-Belastung zunächst
verboten, musste jedoch nach Gewährung der allgemeinen Pressefreiheit
wieder zugelassen werden.
Einen
wirklichen Neuanfang machte das Tageblatt nicht: Es unterstützte
weiter rechtsradikale Elemente, äußerte sich etwa positiv über
wegen Volksverhetzung verurteilte Wehrmachtsgeneräle oder feierte
rechtsradikale Schläger, die auf demokratische Studenten einprügelten.
Veteranentreffen von SS-Divisionen wurden verteidigt, und auch der Antisemitismus
feierte eine deutliche Urständ – Der Abschied von der braunen Gedankenwelt
zog sich Jahrzehnte hin (siehe zweites, drittes und viertes Kapitel).
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Traditionelle
Feindschaft: das Göttinger Tageblatt und die SPD
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Da traditionell von rechtsextremer
Gesinnung, fand das Göttinger Tageblatt in der SPD seinen Lieblingsgegner.
Schon während der Weimarer Republik wurde gegen die SPD und deren
lokale Tageszeitung Volksblatt gehetzt. 1933 wurde das Verbot der
Partei bejubelt. Während des Krieges bekam das GT auch noch
die vormals sozialdemokratische Buchdruckerei geschenkt.
Nach
dem verlorenen Krieg wurde einerseit das GT verboten, andererseits
bekam die SPD im Zuge des demokratischen Neuaufbaus von der britischen
Besatzungsmacht eine eigene Zeitung übertragen, im Raum Göttingen
die Göttinger Presse.
Nachdem
das Göttinger Tageblatt 1949 wieder erscheinen durfte, setzte
es seine Ausfälle gegen die SPD und deren Presse fort. Das GT
bekämpfte etwa vor Landtagswahlen den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten
nach Kräften, indem es massiv zur Abwahl der niedersächsischen
Landesregierung aufrief.
Gegen die SPD gerichtete
Schlagzeile des GTs, 1955
Und auch in jüngerer
Zeit setzte sich diese politische Linie fort. Bei den Bundestagswahlen
des Jahres 1998 bevorzugte das GT ebenso die CDU wie bei den niedersächsischen
Landtagswahlen der Jahre 1998 und 2008 und bekämpfte die SPD. Für
die Landtagswahl 2008 ließ sich nachweisen, dass auch die Mündener
Allgemeine die SPD benachteiligte.
Auch
auf kommunaler Ebene folgte das GT einer deutlich konservativen
Agenda. Während das Tageblatt hier wegen deren Amtsbonus an
der SPD nicht vorbei kam, diskriminierte es vor allem die Grünen und
die Linke, förderte dagegen deutlich insbesondere die FDP (siehe zweites
bis fünftes Kapitel).
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Traditionell
chancenlos: Göttinger Alternativmedien
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Nachdem das GT in
Göttingen das Meinungsmonopol erlangt und gleichzeitig in alternativen
wie linken Kreisen das bürgerschaftliche Engagement wuchs, stieg wegen
der einseitigen Berichterstattung des Tageblatts der Bedarf nach
alternativen Medien. Seit den 1970er Jahren versuchten deshalb kritische
Geister wiederholt, eine ergänzende Presse zu etablieren. Sie sollte
die vom Bundesverfassungsgericht verlangten breiten gesellschaftlichen
Aufgaben übernehmen: Das oberste Gericht hatte die Medien verpflichtet,
umfassend alle jene Auffassungen widerzuspiegeln, die in Politik, Staat
und Bevölkerung existieren. Ziel der Presse ist es danach, zu einer
profunden Diskussion und Meinungsbildung beizutragen, indem auch über
Minderheitenmeinungen berichtet wird.
Trotz
ihrer gesellschaftlich wichtigen Funktion blieben die nur ehrenamtlich
produzierten alternativen Zeitungen und Zeitschriften wegen der zu geringen
Einnahmen und zu geringer Professionalität eine Randerscheinung oder
starben nach wenigen Jahren. Die Göttinger Wochenzeitung, die
2006 einen professionellen Ansatz wählte, um dem Tageblatt
Konkurrenz machen, scheiterte an einem für die geringe Nachfrage zu
teuren redaktionellen Apparat bzw. zu geringen Anzeigenerlösen.
Einziger
weit vernehmbarer Lichtblick im lokalen Einerlei der Medien ist heute der
Rundfunk. Nachdem Anfang der 1980er Jahre die Gründung des Göttinger
Piratensender Radio Pflasterstein noch nach wenigen Wochen beendet
war, konnte sich nach 1997 mit dem StadtRadio Göttingen eine
Plattfom etablieren, die auf lokaler Ebene das einseitige GT ergänzte
(siehe fünftes und achtes Kapitel).
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Unkritisch
und voller Qualitätsmängel: die heutige Presse Südniedersachsens
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Die Tagespresse aus Göttingen,
Hann. Münden und Northeim ist unkritisch und qualitativ eher mangelhaft.
Die Zeitungen drucken zu einem großen Teil nicht hinterfragte PR
ab. Die Tätigkeit von Universität und Theatern wird nicht – wie
es die Aufgabe wäre – kritisiert, sondern unkritisch verbreitet. Anzeigenkunden
bekommen eine positive Berichterstattung geschenkt. Qualitätskriterien
wie Quellenvielfalt und –transparenz werden nicht beachtet, Alternativen
nicht aufgezeigt. Noch schlechter stehen Anzeigenblätter aus Göttingen,
Duderstadt und Northeim da, die selbst rechtlich vorgegebene Qualitätskriterien
ignorieren (vgl. sechstes und siebtes Kapitel).
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Traditionell
medienfeindlich: die Universität Göttingen
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Als traditionell medienfendlich
erwies sich die Universität Göttingen. Zwar begann hier Ende
des 18. Jahrhundert die wissenschaftliche Erforschung der Presse, den ersten
Anfängen folgte jedoch keine Fortsetzung. Die Zeitungswissenschaft,
die sich an deutschen Universitäten ab Ende des 19. Jahrhunderts etablierte,
ging an der Georgia Augusta vobei. Als Göttingen nach 1945 für
zwei Jahrzehnte zur wichtigste deutschn Filmstadt wurde und die Filmindustrie
nach einer universitären Behandlung des Kinos und einer Film- und
Schauspielausbildung verlangte, verweigerte sich die Uni. In den 1960er
Jahren bekam die Georgia Augusta nur zufällig eine medienwissenschaftliche
Abteilung. Das ungeliebte Kind wurde 2010 endgültig abgewickelt, obwohl
der Studiengang die mit Abstand höchsten Bewerberzahlen aufwies und
die niedrigstn Kosten verursachte (erstes Kapitel).
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Städte
aus dem Buch
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Bad Gandersheim, Bad Lauterberg,
Bad Sachsa, Duderstadt, Einbeck, Göttingen, Hamburg, Hann. Münden,
Hannover, Herzberg, Holzminden, Kassel, Northeim, Osterode, Uslar u.a.m.
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Medien
aus dem Buch
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Gandersheimer Kreisblatt,
Bad
Sachsaer Nachrichten, Bad Lauterberger Tageblatt,
Eichsfelder
Tageblatt, Hallo Sonntag im Eichsfeld, Südhannoversche
Volkszeitung, Eichsfelder Post, Einbecker Morgenpost,
Antenne Niedersachsen, ffn, Blick, Extra Tip, Göttinger
Presse, Göttinger Allgemeine, Göttinger Mitteilungsblatt,
Göttinger
Nachrichten, Göttinger Tageblatt, Göttinger Wochenzeitung,
Göttinger
Zeitung, NDR, Niedersächsische Morgenpost, StadtRadio Göttingen,
Niedersächsische
Tageszeitung, Radio Pflasterstein, Volksblatt,
Mündener
Allgemeine, Mündensche Nachrichten, Täglicher Anzeiger,
Northeimer
Neueste Nachrichten, Harz-Kurier,
Sollinger Allgemeine,
Hallo
Sonntag u.a.m.
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Rezension
Aus: Südniedersachsen.
Zeitschrift für Regionale Forschung und Heimatforschung, 43. Jahrgang,
Nr. 2/August 2015, Seite 75-76.
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Weitere Rezension
von Rolf Kohlfeld, Archiv-Nachrichten Niedersachsen. Mitteilungen aus niedersächsischen
Archiven Nr. 19/2015, S. 77-78. |
Klappentext
Unter den Zeitungen Südniedersachsens
gab es einst stramm nationalsozialistische Vorkämpfer und Profiteure,
aber auch Opfer der NS-Pressepolitik. Entsprechend konfliktreich war nach
dem Weltkrieg der pressepolitische Neuanfang. Zwar entstanden nach 1945
neue, unbelastete Zeitungen. Doch viele alte belastete (und heute angesehene)
Blätter bewahrten ihre starke Stellung. Sie benötigten allerdings
lange Jahrzehnte, um in der Demokratie anzukommen.
Heute ist die Medienlandschaft Südniedersachsens eintönig. Monopole
kennzeichnen das Pressewesen. Die Qualität der Zeitungen ist gering.
Alternativen Ressourcen. Die meisten Radiosender geben der regionale Berichterstattung
keine nennenswerten Impulse.
Mit 45 Abbildungen, 3 Karten und 46 Tabellen.
Inhaltsverzeichnis
› Einführung:
Medien und Medienwissenschaft in Göttingen
› Braune
Saat. Presse in der Weimarer Republik
› Endlich
am Ziel. Presse im Nationalsozialismus
› Weiter
so? Neu- und Wiederbeginn der Presse nach dem Krieg
› Mit
spitzem Ellenbogen. Von der Pressevielfalt zum Monopol
› Hauptsache,
es kauft jemand. Qualität und Inhalte der Tagespresse
› Ist
ja nur geschenkt. Die publizistische Leistungsfähigkeit der Anzeigenblätter
› Heimat
für die Ohren. Südniedersachsen im Radio
› Literatur
› Abkürzungen
› Register
Erratum 1. Auflage
Auf Seite 18 der ersten
Auflage ist das Gründungsdatum des Göttinger Volksblatts
falsch angegeben. Die Zeitung erschien erstmals am 19. September 1919,
nicht am 19. Oktober.
Wir bitten den Fehler zu
entschuldigen. |
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