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Medien- und Kommunikationswissenschaftler - PR-Fachmann - Journalist
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Kundenzeitschriften dienen der Kundenpflege. Sie werden als besondere Ausprägungsform des Corporate Publishing von Unternehmen für Privat- oder Geschäftskunden zur Information und Kundenwerbung publiziert. Die Printausgaben der Kundenzeitschriften sind oft sehr ähnlich gestaltet wie Publikumszeitschriften.
Kundenzeitschriften bestehen aus einem redaktionellen Teil und einem werbenden. Der redaktionelle Teil unterscheidet eine Kundenzeitschrift von einem Werbeprospekt. Sie vertreten die Interessen des Handels bzw. der Industrie. Sie dienen der Kundenpflege und –werbung entweder eines einzelnen Unternehmens oder einer ganzen Handelssparte. Ein Beispiel hierfür sind die Kundenzeitschriften des Buchhandels, es gibt das unternehmensübergreifende „Buch-Journal“, das vom Standesverband „Börsenverein des Deutschen Buchhandels“ herausgegeben wird und in fast allen Buchhandlungen erhältlich ist. Außerdem veröffentlichen mittlerweile alle großen Buchhandelsketten eigene Magazine, so zum Beispiel „Büchermenschen“ von Hugendubel, die "buchSzene", das „Thalia-Magazin“ oder „Ich lese“ von Buch Habel.
Eine weitere Unterscheidung kann man an den Zielgruppen festmachen. Kundenzeitschriften können als Zielgruppe Privatkunden oder Geschäftskunden haben, also Business-to-Consumer oder Business-to-Business.
Im redaktionellen Teil einer Kundenzeitschrift werden hauptsächlich branchenspezifische Themen behandelt. Sie werden inhaltlich und äußerlich dem Interesse und Geschmack der Zielgruppe passend gestaltet. Kundenzeitschriften sollen den Verbraucher über Produkte, Neuheiten und allgemein über die Handelssparte informieren. Um das Interesse des Kunden zu wecken und ihn möglichst an die Publikation zu binden, sollten sie auch unterhalten - mit Gewinnspielen oder Kreuzworträtseln zum Beispiel. Die Unternehmen sind für die Inhalte verantwortlich.
Konzipiert, bearbeitet und gestaltet werden sie meistens von Redaktionsbüros, Werbe- oder PR-Agenturen. Die Kundenzeitschriften erscheinen regelmäßig, zumeist monatlich oder vierteljährlich.
Einer Umfrage zufolge lesen 56 % der Kunden die Zeitschriften aus Interesse, 45 % wegen der Informationen, 69 % werden durch sie auf neue Produkte aufmerksam. Über ein Drittel liest mehrmals im Monat Kundenzeitschriften. Die meistgelesenen sind die Kundenzeitschriften der Apotheken, wie etwa die Apotheken Umschau. Andere bekannte Beispiele für Kundenzeitschriften sind DB Mobil oder die Bäckerblume.
Die erste Branche, von der bekannt ist, dass sie Kundenzeitschriften einsetzte, war die junge Elektrizitätswirtschaft, die Mühe hatte, sich gegen die Konkurrenten Gas und Petroleum durchzusetzen: 1905 erscheinen die "Mitteilungen der Berliner Elektricitäts-Werke", 1910 folgen das Städtische Elektrizitätswerk Straubing und das Städtische Elektrizitätswerk Dortmund, 1912 das Städtische Elektrizitätswerk Hannover und die Amperwerke in München. Im gleichen Jahr bringt auch die Firma Hollerith (aus der später IBM wird) ihre "Mitteilungen" heraus. Die Zeitschrift "Mein Eigenheim" des Wüstenrot-Gründers und Schriftstellers Georg Kropp durften die Bausparer 1924 in Empfang nehmen. 1925 lag die erste Kundenzeitschrift der Apotheker auf dem Tresen, aber auch die Frankfurter Gasgesellschaft zieht nun mit einer eigenen Zeitschrift nach. Die Elektrizitätswirtschaft setzt Kundenzeitscshriften nun schon fast flächendeckend ein. Die Lebensmittelhändler erhalten dieses Kundenbindungs-Instrument erstmals 1927.
Am berühmtesten wurde wohl die "Bäckerblume", die aber erst 1954 zum ersten Mal erschien, mit bis zu 890.000 Exemplaren bei Tausenden von Bäckern auslag und sich dann zum Synonym für die Kundenzeitschrift mauserte. Unterstützung und Hilfe im Bereich Kundenzeitschriften.
Im Dritten Reich vereinnahmte das Propagandaministerium auch – wie andere Blätter – die Kundenzeitschriften: Sie mussten Propaganda für Führer Volk und Vaterland auf ihre Fahnen schreiben. Viele zogen sich aber lieber mit Unterhaltungs-Artikeln und Rezepten aus der Affäre. Nach dem Krieg herrscht erst einmal Papier- und sonstiger Materialmangel, aber ab 1950 zeigen sich wieder die ersten Blätter für die um diese Zeit besonders lesehungrigen Kunden (die Konkurrenz durch andere Medien ist noch recht mager). Eine Ausnahme bildet der ostdeutsche "Arbeiter- und Bauernstaat", der die Privatbetriebe enteignet und für nicht unbedingt notwendige Kontakte keine Notwendigkeit sieht.
Im Westen erleben Kundenzeitschriften mit dem Anwachsen der Haushalts-Budgets einen ungeheuren Aufschwung. Die rasch wachsenden Auflagen der Publikumszeitschriften sorgten für immer professionellere Gestaltung auch dieses Mediums. 1968 geht das "Handbuch für Öffentlichkeitsarbeit" aus dem Luchterhand-Verlag von rund 120 Titel mit zusammen 33 Millionen Exemplaren aus. Der Rationalisierungs- und Konzentrationsprozess sorgt dafür, dass es sieben Jahre später nur noch 61 Titel sind, aber mit etwa der gleichen Gesamtauflage. Im neuen Jahrtausend geht es dann noch einmal steil aufwärts.
In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Kundenzeitschriften hinsichtlich der Titel und der Auflage stark vermehrt. Im Jahr 2000 gab es über 3000 Kundenzeitschriften, mit einer Gesamtauflage von mehr als 400 Millionen Exemplaren.